Die Drei österlichen Tage: „Mitgenommen in die Gotteszukunft“

In diesem Jahr begleitet uns in die Feier des „Triduum Paschale“, der „Drei österlichen Tage“ ein Wort, das sich an einen Gedanken von Jürgen Werbick anlehnt; er schreibt: „Christsein bedeutet, mitgenommen zu sein in die Gotteszukunft".
Hier teilen wir mit Ihnen im Laufe der Tage einige Gedanken aus Gesprächen, Begegnungen, aus der Liturgie.
In der Feier von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu Christi, geschieht dies an uns: Wir werden mitgenommen in die Gotteszukunft. Die Tage stehen unter der Einladung Jesu: „Ich möchte dich mitnehmen in die Gotteszukunft...“
Ich nehme dich mit:
das heißt, nicht allein zu sein, nicht allein gehen zu müssen – dabei zu sein – gesehen und gewollt zu sein – sich trauen zu können , was man allein nicht tun würde – dazuzugehören – den Weg kennt ein anderer – ...
Gotteszukunft:
ein „Mehr“ als unsere Prognosen – eine Öffnung, Offenheit und Weite – eine Zukunft zu haben über alles hinaus – da kommt etwas auf uns zu ... – Gottes Zukunft gilt jedem und jeder ganz persönlich.

Ganz neu
Bei der Tauferneuerung in der Osternacht haben wir uns neu entschieden: „Ja, ich gehöre zu Jesus Christus.“ In der Formulierung des Leitworts „Mitgenommen in die Gotteszukunft“ heißt das: „Ja, ich lasse mich von ihm mitnehmen in die Gotteszukunft!“
Die Lesung aus dem Römerbrief (6,3-11) führt aus, was das für uns heißt: „Wir wurden ja mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod, damit auch wir, so wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln...“
Die Entscheidung zwischen Tod und Leben – ist eine all-tägliche, eine all-täglich fällige Entscheidung. Wohin wende ich mich, ins Dunkle oder ins Licht? Worauf gehe ich zu? Auf wen – gehe ich zu?
Ganz neu will Ostern uns ausrichten: ins Licht der Gotteszukunft.

Mit-genommen: „Adam, ich sage dir: Steh auf!“
Am Karsamstag ist der Tag der „Grabesruhe Christi“. In dieser Ruhe ist etwas Entscheidendes geschehen, so wird es in der Tradition ausgestaltet: Der am Kreuz gestorbene Jesus steigt „hinab“ in das Totenreich, um alle Verstorbenen aus dem Tod zu befreien.
Die Predigt des altkirchlichen Bischof Epiphanius bringt das unübertroffen ins Wort - hier kann man sie nachlesen.

Auch die Oster-Ikone nimmt diese Begegnung am Eingang des Totenreichs zum Thema: Christus zieht Adam, den ersten Menschen, hinauf aus der Tiefe.
Die Hände greifen ineinander: Da wird einer handgreiflich mit-genommen in das österliche Leben.

Das Wort vom „Mitgenommen-werden“ bringt ein Detail in der Passionsgeschichte des Johannesevangeliums zum Leuchten.
Bei seiner Verhaftung sagt Jesus – sicher und bestimmend – zu den Häschern: „Wenn ihr also mich sucht, dann lasst diese gehen!“ Und der Evangelist fügt hinzu: „So sollte sich das Wort erfüllen, das er gesagt hatte: Ich habe keinen von denen verloren, die du mir gegeben hast.“ (Joh 18,8-9; vgl. 17,12)
Was in den anderen Evangelien als Flucht der Jünger überliefert ist, wird hier zu einer Geste des Schutzes, des Bewahrens, der Fürsorge Jesu für die ihm Anvertrauten: „Lasst diese gehen!“
Und gerade so – nimmt er uns mit.

Der Gesang „Christus factus est“ ist ein Herzstück der Drei österlichen Tage. An jedem Tag wird ein Stück mehr vom Hymnus aus dem Philipperbrief (2,6-9) gesungen, so begleitet er den Fortgang der Ereignisse.
Ein Wort aber ist in den biblischen Text eingeschoben: „pro nobis - für uns“ geht Christus seinen Weg, vom Anfang bis zum Ende – und über das „Ende“ hinaus.
Dieser uralte liturgische, theologische „Einschub“ ist der Schlüssel, der das ganze Geschehen um Jesus von Nazaret auf uns hin öffnet, sodass wir mitgenommen sind in Ostern hinein: Für uns geschieht all das. Für uns und mit uns – geht da Gott selbst in den Tod hinein und durch den Tod hindurch ins neue Leben der Auferstehung. Das „pro nobis“ ist der Schlüssel in die Gotteszukunft.
Äbtissin Angela nahm in ihrer Homilie in der Abendmahlsfeier Bezug auf unser Jahresleitwort „Kommt und seht!“:
„In der Stunde des Abschieds scheint das Ende des Weges Jesu auf – Liebe bis zum äußersten. (…) Schauen wir noch einmal zurück auf den Anfang, wie ihn uns das Johannesevangelium schildert. „Wo hast du deine Bleibe?“ (Joh 1,38). So hatten die Jünger gefragt, als sie Jesus zum ersten Mal begegnet waren. Sie wollten wissen: Woher kommst du und wohin gehst du? Wer bist du?
„Kommt und seht!“, so hatte Jesus sie eingeladen und ihnen Anteil gegeben an seinem Leben. Sie waren mit ihm gegangen und bei ihm geblieben, nicht nur einen Tag lang. Sie hatten gehört – was Jesus sagte, seine Lehre und Weisung. Sie hatten gesehen – wie Jesus lebte, wie er handelte, welche Zeichen er tat. (…)

In der Stunde des Abschieds schenkt Jesus den Seinen Zeichen seiner Liebe: „Kommt – und nehmt auf eine neue Weise teil an meinem Leben!“ Er, der Herr und Meister, beugt sich vor jedem seiner Jünger nieder, um ihm die Füße zu waschen.
Hätte er ihnen nur ein „Beispiel“ geben wollen im Sinne einer „Anweisung für später“, dann hätte es genügt, einem der Jünger diesen Dienst zu erweisen und zu den anderen zu sagen: „Kommt und seht! So sollt ihr handeln!“
Doch ihnen allen, so wie sie da sind, wäscht er die Füße: dem Petrus, der sich zunächst weigert, wie dem Judas, der ihn wenig später verraten wird; ihnen allen, die sie ihn unter dem Kreuz allein lassen werden. Mit ihren staubigen Füßen nimmt Jesus ihr Leben in seine Hände – und gibt ihnen Anteil an seinem Leben.“

Das Pascha-Mahl erinnert und vergegenwärtigt den Exodus, den Auszug des Volkes Israel aus der Sklaverei in Ägypten, an den Weg in die Freiheit im Bund mit Gott.
Auch der Weg Jesu führt „hinaus“: hinaus aus dem Abendmahlssaal, hinaus in die Nacht, hinaus an den Ölberg, hinaus zur Verhaftung, zum Prozess, zu Leiden und Tod. Hinaus aus dieser Welt.
Keiner von Jesu Jüngern ist dorthin mitgegangen. Ihre Spur verliert sich im Dunkel der Nacht. Und dennoch werden wir alle mitgenommen, werden wir alle getragen in der Dunkelheit – von der Liebe, die uns mitnimmt und die den Tod nicht scheut.
Konventsexerzitien: „Exodus-Ermutigungen“

Vom 3. bis 10. März nahmen wir uns, wie in jedem Jahr, eine Woche Zeit für eine geistliche Vertiefung, unsere Konventsexerzitien. Diese stille Zeit begleitete Herr Prof. Theo Seidl, Scheyern, der uns als fachkundiger Exeget des Alten Testamentes biblische Anregungen gab.
Unter dem Titel „Der Zug durch die Wüste. Exodus-Ermutigungen“ deutete er die Erfahrungen des Volkes Israel mit Gott als Grunderfahrungen auch im Heute: Als Gemeinschaft der Kirche wie auch als klösterliche Gemeinschaft sind wir immer neu eingeladen und herausgefordert, Gottes Fürsorge und seinen Möglichkeiten - auch in unserer eigenen Hand - zu vertrauen.
Die Vorträge, das Gespräch über die biblischen Texte und besonders auch die sehr aufmerksam gestaltete Feier der Eucharistie mit Prof. Seidl haben uns reich beschenkt.
Vergelt's Gott!
Die große Einladung der 40 Tage auf Ostern zu...

Mit dem Aschermittwoch beginnt die „Fastenzeit“, die österliche Bußzeit: 40 Tage sind wir unterwegs auf Ostern zu, 40 Tage sind der Erneuerung unseres Lebens gewidmet. Und wie allmählich am Ende des Winters die Natur erwacht und erste Leuchtzeichen des neuen Lebens setzt, so kann auch in uns jetzt ein neuer Aufbruch ins Lebens gesetzt werden.
Die Einladung dazu sprach Äbtissin Angela in ihrer Ansprache am Aschermittwoch aus: Sie gab uns Zeilen aus dem Prolog der Benediktusregel mit auf den Weg, die aus dem biblischen Psalm 34 stammen: „Kommt und hört! – Heute, am Aschermittwoch, sind diese Worte an uns gerichtet. Lassen wir uns einladen, neu zu Christus zu kommen, auf Ihn zu hören und mit Ihm zu gehen.“
Im Prolog der Benediktusregel (Verse 12-20) lautet diese Einladung:
„Kommt, hört auf mich!
Die Furcht des Herrn will ich euch lehren.
Lauft, solange ihr das Licht des Lebens habt,
damit die Schatten des Todes euch nicht überwältigen.“
Und der Herr sucht in der Volksmenge, der er dies zuruft,
einen Arbeiter für sich und sagt wieder:
„Wer ist der Mensch, der das Leben liebt
und gute Tage zu sehen wünscht?“
Wenn du das hörst und antwortest: „Ich“,
dann sagt Gott zu dir:
„Willst du wahres und unvergängliches Leben,
bewahre deine Zunge vor Bösem
und deine Lippen vor falscher Rede!
Wende dich ab vom Bösen und tu das Gute;
suche den Frieden und jage ihm nach!
Wenn ihr das tut, blicken meine Augen auf euch,
und meine Ohren hören auf eure Gebete;
und noch bevor ihr zu mir ruft,
sage ich euch: Seht, ich bin da.“
Liebe Brüder, was kann beglückender für uns sein
als dieses Wort des Herrn, der uns einlädt?
Seht, in seiner Güte zeigt uns der Herr den Weg des Lebens.“

In diesen Zeilen entwickelt sich ein Dialog zwischen Gott und Mensch, der viele Aspekte des Lebens konkret anspricht. Zuerst aber geht es um eine Entscheidung, auf die Einladung Gottes: „Wer ist der Mensch, der das Leben liebt?“ tatsächlich zu antworten: „Ich!“
Eine solche Entscheidung bringt dann viel in Bewegung, „sie will gelebt werden“: im äußeren Tun und Verhalten ebenso wie in inneren Haltungen und Einstellungen, beim Reden und Hören, in der alltäglichen Wahl zwischen Gut und Böse, in Begegnungen und Beziehungen... Das hier begonnene Gespräch mit Gott kann das ganze Leben prägen, und das sehr konkret – und spannend.
Letztlich geht es um einen großen Gewinn: die Freude der Gegenwart Gottes in einem erfüllten menschlichen Leben – für alle. Daraufhin lohnt es sich, sich in diesen 40 Tagen neu auf den Weg zu machen, das Gespräch mit Gott, das unser Leben ist, zu vertiefen.
Vielleicht haben Sie Freude daran, unsere „Fastenlektüre“ mit uns zu teilen: die genannte Passage aus dem Prolog und dazu der Psalm 34 als ganzer werden uns durch die 40 Tage begleiten.
Benediktinische Begegnung in der Abtei Königsmünster

Da der traditionelle Besuch unserer benediktinischen Mitbrüder aus Meschede am Scholastika-Fest in diesem Jahr nicht wie geplant stattfinden konnte, folgten wir umgekehrt am Samstag, dem 11. Febraur 2023, der Einladung der Mönche zu einem „informellen Austausch“ der Seniorate beider Klöster, also der beratenden Gremien für Abt oder Äbtissin.
Sechs Schwestern erlebten zunächst einen herzlichen Empfang mit Kaffee und Kuchen, ehe es in einer Gesprächsrunde um die aktuellen Themen in beiden Klöstern ging. Nach der Mittagshore und einem sehr kommunikativen Mittagessen im Refektorium der Mönche klang der Austausch bei einem Kaffee und einem Besuch im Klosterladen aus.
Zur Vesper waren wir wieder in Varensell, reich beschenkt mit guten Gaben, vor allem aber mit einem geschwisterlichen Austausch, der die gute Verbindung zwischen unseren Gemeinschaften stärkt: Es tut gut, von einander zu wissen und gemeinsam unterwegs zu sein!
Silbernes Professjubiläum von Schwester Teresa

Am 25. Januar 1998, am Festtag der „Bekehrung des hl. Paulus“, legte Schwester Teresa Friese OSB ihre erste Profess ab. Am Samstag, dem 28. Januar, erneuerte sie nun ihr Versprechen und feierte im Kreis unserer Gemeinschaft und mit einigen Gästen ihre Silberprofess.
In der Eucharistiefeier beleuchteten die Lesungen des Tages das Jubiläum auf eigene Weise, wie der Zelebrant Dr. Paul Deselaers in seiner Predigt darlegte: Das 11. Kapitel des Hebräerbriefes beschreibt den Glauben als weit ausgespannte Hoffnung, die wie im „Blindflug“ auf ein sicheres Ziel zusteuert; der Seesturm im 4. Kapitel des Markusevangeliums verschweigt die Gefährdungen der Überfahrt im Boot mit Jesus nicht. Beide Texte laden ein zum großen Vertrauen einer „orientierten Suche“, die immer und ein ganzes Leben lang von der Gegenwart Jesu getragen ist.

Am Nachmittag des Festtages gestalteten die Mitschwestern eine Bildmeditation zu Werken von Josua Boesch, die Schwester Teresa schon lange begleiten und auf faszinierende Weise die kosmische Weite des christlichen Glaubens vor Augen stellen.
Schwester Teresa ist vielen Menschen von Kursen im Gästehaus bekannt - oder auch durch die Arbeit im Klostergarten. Daneben sorgt sie für die Öffentlichkeitsarbeit der Abtei – und auch für diese Website.