Wir Benediktinerinnen sind eine Gemeinschaft von Frauen, die ihrer Sehnsucht folgen. Die Liebe zu Gott lebt in jeder von uns – je persönlich und einmalig. Gott ist ein Geheimnis. Ihn zu suchen, setzen wir unser Leben ein. Diese Berufung teilen wir miteinander, mit diesem tiefen Wunsch sind wir gemeinsam auf dem Weg.
Was uns trägt,was uns bewegt, was wir erhoffen, worauf wir bauen, wofür wir einstehen..., sagen wir Ihnen hier ganz persönlich:

Gott suchen in Gemeinschaft, das hat mich von Anfang an fasziniert.
Die Sehnsucht nach Gott wachhalten – im eigenen Herzen – in der Welt und für die Welt, darum sind wir hier.
Um da zu sein vor Gott und für die Menschen, brauche ich die anderen. Miteinander sind wir auf dem Weg und teilen unser Leben. Das fordert mich Tag um Tag heraus. Und zugleich erfahre ich: Ich werde überreich beschenkt.
Je länger ich hier lebe, desto mehr ahne ich:
Gott suchen – das bedeutet, sich mehr und mehr von IHM finden zu lassen.


„Du sollst den Herrn deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.“ (Dtn 6,5) Dies war mir als Sehnsucht von Kindheit an ins Herz geschrieben.
„Siehe, ich komme, Herr, deinen Willen zu tun, ist mir Freude, und deine Weisung bewahre ich im Herzen.“ (Ps 40,8-9) Die Antwort, die Jesus seinem Vater im Himmel gab, wurde mir Richtschnur in suchenden Jahren.
„Selig, die das Wort Gottes hören, es bewahren und tun.“ (Lk 11,28) Dieses Wort brennt wie Licht und Glut in meinem Inneren, gibt Kraft zu gehen und unterm Kreuz zu stehen, ist mir Verheißung und Erfahrung - und meine Verkündigung.

Meine Studienzeit fiel in die „68er“. Bei einer Wochenend-Auszeit im Kloster las ich - eher aus Verlegenheit, weil keine andere Lektüre im Zimmer lag - die Benediktusregel und stieß auf den Satz: „Gürten wir uns also mit Glauben und Treue im Guten, und gehen wir unter der Führung des Evangeliums Gottes Wege.“ (Prolog, V.21)
Das war's dann. „Unter der Führung des Evangeliums“, genau das suchte ich, und einige Monate später trat ich in mein Kloster ein.
Ich lebe hier seit 1974 und muss sagen: Es ist ein starkes und reiches Leben, nicht immer einfach, aber unbedingt lohnend. Mein Fazit: Wenn ich nicht hier wäre, käme ich heute noch.

Ich liebe die Menschen - und trage sie alle mit mir in der Fürbitte und in die Gegenwart Gottes.

ruft ihn an, solange er nahe ist.“ (Jesaja 55,6)
Lang währte die Zeit des Fragens, Suchens und Findens.
Eigenen, früh aufkommenden Klostergedanken trat Gottes Führung zunächst entgegen, doch die Sehnsucht hielt ER lebendig. Mitten im Alltag erging dann sein Ruf, dem es ohne zu zögern zu folgen galt.
Beim Gebet, in Zeiten der Stille, im Miteinander oder bei der Arbeit beantwortet ER nun tagtäglich neu diese Liebe auf vielfältige Weise mit seinem Erbarmen und seiner Liebe – einer Liebe, die trägt und zutiefst glücklich macht.

Mich fasziniert das Leben mit der Bibel, der Heiligen Schrift.
Ich finde, das Evangelium ist die beste aller überhaupt möglichen Botschaften. Dass wir sie jeden Tag – zweckfrei und viele Male – in diese Welt singen, ist eine wunderbare Aufgabe und ein Geschenk!
Im Gesang der Liturgie wird die Schrift lebendig, sie geschieht immer jetzt und hier...
Da hinein möchte ich wachsen, „mehr und mehr auf Gott zu“, wie die Regel Benedikts einlädt.